Art apparatus and the technology
of a (fruit fly) encounter
Im Februar und März 2023 wird Tatiana Istomina an ihrem Projekt „Art apparatus and the technology of a (fruit fly) encounter“ arbeiten. Tatiana möchte den Technologiebegriff neu definieren, erweitern und intensivieren und ihn auf die Praxis des Kunstschaffens anwenden. In diesem Zusammenhang sind Kunstwerke als physische Apparate zu verstehen, die Begegnungen zwischen Menschen und der Welt vermitteln, um spezifische Versionen der Realität zu generieren. Ihr Projekt nutzt Erkenntnisse aus der experimentellen Physik und den Biowissenschaften, um einen theoretischen Rahmen und ein physikalisches Modell eines Kunstapparats zu entwickeln: ein skulpturales/bildhaftes Gerät, das die Grenze zwischen den Begriffen des Mechanismus und des lebenden Organismus abbildet. Während der Residency konzentriert sich Tatiana auf die Praktiken der Handstickerei und die Aufzucht von Fruchtfliegen (Drosophila). Die Drosophila-Forschung ist das Rückgrat aller zeitgenössischen genetischen und biologischen Wissenschaften, aber sie beinhaltet ethische und philosophische Probleme, die weitgehend ignoriert werden. Tatianas Arbeit wird einige dieser Probleme berühren, darunter das Bewusstsein der Fliege, die Machtdynamik zwischen Fliegen und Menschen, das Ausmaß des freien Willens, den beide Arten besitzen, und die Bedingungen und Grenzen des menschlichen Wissens über die belebte Natur.
Umfrage: (Un)limited artistic resource
Die globale COVID-19-Pandemie, ein umfassender Krieg auf europäischem Territorium und eine verheerende Naturkatastrophe in Syrien und der Türkei – sind nur einige Beispiele, die die Lebens- und Arbeitsunsicherheit von Menschen im Allgemeinen und Künstler:innen/ Kulturschaffenden im speziellen erheblich verschärft haben, insbesondere in den letzten Jahren. Die Bedingungen der künstlerischen Arbeit lassen sich mit dem Begriff „Prekariat“ beschreiben, also einer neu gebildeten Klasse, deren Kennzeichen fehlende Arbeitsplatzsicherheit, kontinuierliche Arbeitssuche (im Schnitt bewirbt sich eine Künstler:in bei 50-70 offenen Ausschreibungen und investiert ca 300 unbezahlte Arbeitsstunden jährlich in diese Bewerbungen) und deren Finanzierung sind. Der Begriff der künstlerischen Kreativität wird weiterhin romantisiert, um das Streben der Produzierenden nach Ruhm und Erfolg auszunutzen. Es führt zu den tragischen Geschichten von Selbst-ausbeutung, Burnout und massiver Ungleichheit in der Kunstszene, wo nur 1-3 % der erfolgreichen Künstler:innen mehr als 50 % der am gesamten Kunstmarkt lukrierten Gewinne erhalten. AIR InSILo zielt darauf ab, einen Raum für (Selbst-)Reflexion von Künstler:innen zu schaffen, die in einer neoliberalen Zeitgenossenschaft arbeiten. Was ist wichtiger: die Zeit, die aufgewendet wird, um die künstlerische Arbeit zu meistern, oder die Zeit, die zum Ausfüllen der Formulare zu Ausschreibungen aufgewendet wird; der ethische Umgang mit Materialien oder der Glaube an die dominierende Bedeutung des künstlerischen Ausdrucks; eine Arbeit für den eigenen Namen/ Marke oder Arbeit im Kollektiv? Das Ergebnis des Open Calls „(Un)limited artistic ressource“ soll zu einer Reihe theoretischer und praktischer künstlerischer Reflexionen in Form von Texten, Interviews, Videoarbeiten, Offenen Atelier Präsentationen und öffentlichen Interventionen führen.
Eine Residency aus dem Hilfsprogramm von AIR InSILo für Olexander Sirous, Danylo Siabro und Dmytro Tentiuk zur Entwicklung der Medieninstallation „Implicit Basis“, die menschliche Interaktion mit dem globalen Ökosystem in den verschränkten Ebenen der physischen und digitalen Welt thematisiert. April - Juni 2023 (unterstützt von BMKOES Ukraine-Hilfe und Artists at Risk (AR).
Die Künstler konzentrieren sich auf die Themen der menschlichen Interaktion mit dem globalen Ökosystem auf den Ebenen der physischen und digitalen Welt. Bei dem Versuch, die Besonderheiten der Entstehung von Biodiversität zu verstehen, stießen sie auf das Prinzip der Analyse von Phänomenen aus der Sicht der Chaostheorie, einem angewandten mathematischen Werkzeug für eine Reihe wissenschaftlicher Disziplinen.
Indem sie Strukturaspekte wie Fluktuationen, Bifurkationspunkte, nichtlineare Prozesse ins Rampenlicht rücken, schaffen sie einen digitalen Prototypen eines pflanzlichen Organismus, der sich in direktem Zusammenhang mit den Phänomenen des Mikro- und Makrokosmos entwickelt.
Traditionelle Interpretationen betrachten verschiedene Phänomene unserer Welt – von sozialen bis natürlichen – als diskrete, geschlossene Strukturen. Gleichzeitig sprechen die Schlussfolgerungen der
modernen Wissenschaft zunehmend über diese Phänomene, nicht nur als integralen, miteinander verbundenen Prozess, sondern auch über gemeinsame Prinzipien ihrer Strukturen.