Grenzen der Nachhaltigkeit
Während ihres Aufenthalts wird das Künstlerduo ihre Forschung über die Grenzen der Nachhaltigkeit der künstlerischen Produktion fortsetzen. Petch und Kula entwickeln ein Projekt weiter, das sie im Winter 2020 in Embrun, einem kleinen Ort in den französicchen Alpen, gestartet haben. Sie untersuchen, wie man Materialien angesichts des Chaos der Umweltkrise nachhaltig verwenden und verarbeiten könnte, und wie uns diese Materialien helfen können, in einer chaotischen Welt zu existieren und möglicherweise sogar zu wachsen, und wie die Arbeit an den Objekten ein Gefühl für Zeit- und Raumstruktur vermitteln kann.
11.11.2021
Die Künstler reflektieren ökologische Produktionsmethoden und vertiefen ihre Forschungen zur Hauntology in Bezug auf Handwerk und Ländlichkeit. Adam Harper schließt seine Ausführungen über Hauntology: „Hauntologische Kunst ist eine zeitgemäße Konstruktion, die die Probleme der Gegenwart illustriert, während sie sich der Zukunft nähert“ (Harper, 2009).
Die Praxis von Kula & Petch stellt sich den Herausforderungen des Anthropozäns, indem sie die Vielschichtigkeit ländlicher Umgebungen berücksichtigt, in denen verschiedene Epochen oft in komplexen Ökosystemen koexistieren und Schichten alter Traditionen und moderner Praktiken zu neuen Lebensstilen mutieren. Der technologische Fortschritt im ländlichen Raum führt zu deutlicheren Kontrasten als im urbanen Umfeld. So trifft der tief verwurzelte Lebensrhythmus im Zusammenleben mit der Natur auf neueste Innovationen in der Roboterlandwirtschaft und in der machinellen Produktion. In Hollabrunn erforschen die Künstler die Schnittstellen von fortschrittlichen Technologien und tiefen Materialismen der Vergangenheit. Diese Paarung dystopischer futuristischer Szenarien mit erhaltenen und bewährten traditionellen Prozessen schafft ein Portal, in dem verschiedene Zeitschichten existieren und in einem Moment durch einen Ort oder Kontext interagieren können.

DU ERNTEST, WAS SIE SÄEN
Zentrum für zeitgenössische Kunst Les Capucins, Embrun, Frankreich, 2021

Die Künstler lenken den Blick auf spekulative Zukünfte, in denen einerseits Bewahrung und Innovation friedlich nebeneinander existieren, andererseits auch alternative dunklere Möglichkeiten ausformen könnten . Die Forschung dient als Kulisse für praktische Experimente, bei denen Kula & Petch Ausschußmaterialien aus der Überproduktion und Readymades kombinieren. Sie verwenden neben traditionellen Web- und Strickmaterialien wie Korbwaren und Wolle moderne technische Gewebe und Kohlefaserkomponenten, die in der modernen Robotik verwendet werden. Die Logik des Ressourcensparens ist für sie ein aktuelles Thema. Ihre Arbeit hat oft einen szenografischen oder immersiven Aspekt, indem dem sie Requisiten herstellen, um Ideen zu Themen wie Ökologie und Ländlichkeit anzuregen.
Bei AIR InSILo erweitern Kula & Petch das Vokabular alter Verfahren und moderner Techniken. Sie erforschen das lokale Kunsthandwerk und integrieren sie in ihre Praxis, indem sie hybride Objekte schaffen, die ein Produkt unterschiedlicher Lokalitäten sind, sich schwer in einer bestimmten Zeit verankern lassen und auf historische Bezüge aus einer Perspektive der Zukunft zurückgreifen.
Der besondere Fokus ihrer vielschichtigen Installationen liegt auf Upcycling, Recycling und Wiederverwertung .