Kada rad radi?
(when does (art)work work?)
27.02.2024

“Wie die meisten meiner Generation bin ich nach dem Sprichwort 'Müssiggang ist aller Laster Anfang' erzogen worden. Da ich ein sehr braves Kind war, glaubte ich alles, was man mir sagte; und so entwickelte sich mein Pflichtgefühl derart, dass ich zeit meines Lebens und bis zum heutigen Tage nicht umhin konnte, immer schwer zu arbeiten. ”
Bertrand Russell, Lob des Müßiggangs, 1935

Das Projekt von Jovana Blagojevich für AIR InSILo befasst sich mit der Frage nach den Werten der Arbeit. Wann ist Arbeit wertvoll und sinnvoll, und wann wird sie zu sinnloser Überarbeitung, zu raffinierter Sklaverei? In der Soziologie gibt es zwei Definitionen von Arbeit: Aus anthropologischer Sicht ist sie eine bewusste, zielgerichtete Praxis, durch die der Mensch sich selbst als kulturelles und historisches Wesen hervorbringt; in einem wirtschaftlichen Kontext hingegen ist Arbeit die Produktion materieller Güter oder professioneller sozialer Dienstleistungen in einer Weise, die die menschlichen Grundbedürfnisse und die Bedürfnisse desjenigen, der die Arbeit verrichtet, erfüllt.
Diese doppelte Bedeutung, zwei Seiten derselben Medaille, verweist auf die Funktion der Arbeit in der Konstruktion eines kulturellen Rahmens: dass ein Mensch nur dann ein historisches Wesen werden kann, wenn er materielle oder nicht-materielle Güter für sich und andere produziert. Diese Vorstellung wird uns bereits von frühester Kindheit an eingeprägt, durch all die Sprichwörter und Sätze rund um die Arbeit, mit denen wir aufwachsen und die Jovana sowohl in der Literatur als auch in den Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wiederfindet: "Oj, lenjosti, gora si od bolesti", sagte ihre Mutter häufig; in der Übersetzung: "Oh, Faulheit, du bist schlimmer als Krankheit".
Während ihres Aufenthalts bei AIR InSILo wird Jovana ihre künstlerische Forschung zu den "Kreuzwörtern" zwischen den Gedanken und Stehsätzen rund um die Arbeit fortsetzen, die unsere Wertschätzung der Arbeit und unser Bedürfnis nach Kreativität prägen, und denjenigen, die uns einschränken und in einem sinnlosen Workaholic-Zustand halten. Darüber hinaus werden die Vorzüge der Freizeit hinterfragt, die oft als das Gegenteil von Arbeit angesehen wird; sie sollte dem Leben Qualität verleihen, als eine Zeit, in der wir die Gründe für das, was wir tun, neu bewerten können. Mehr und mehr wird sie aber von einer gesellschaftlichen Forderung nach Selbstoptimierung durch Fitness und Wellness aufgefressen, die wiederum nur dazu dient, unsere Arbeitskraft zu verbessern. Die Forschung wird durch Lektüre und durch Interviews mit hier ansässigen Menschen, hauptsächlich aus der serbischen Diaspora, zum Thema durchgeführt. Die Ergebnisse werden schließlich in Form eines großformatigen "Kreuzworträtsels" dargestellt, das die verwobene Prägung unserer individuellen und kollektiven Mentalität durch die Konditionierung der Arbeit zeigt - in Form einer physischen Fahne mit ausgewählten und aufgenähten Schlüsselwörtern und Begriffen zur Arbeit, die den Interviews entnommen werden.