Das ist kein Spiel; es ist ein Kommentar zu inkrementellen Spielen und ihrer Symbolik. Dies ist auch kein Spiel, da inkrementelle Spiele von sich aus schon nicht der Definition dessen entsprechen, was ein Spiel ist. Inkremententelle Spiele erfordern keine Fähigkeiten. Es gibt kaum eine Geschichte. Du hast keinen Gegner. Es geht einfach um repetitives Klicken. Sogar deren Autor:innen geben zu, dass dies keine echten Spiele sind.
Dies ist kein Spiel - genauso wie Magrittes Pfeife keine Pfeife war. "Ce n'est pas une pipe" sollte das Gemälde als Medium an sich entlarven. Und (es) die Betrachter:innen durchschauen lassen. In unserer Arbeit wollen wir bestimmte Arten von Spielen entlarven und zeigen, was sie mit uns machen. Unser Projekt mag zwar wie ein Spiel aussehen, aber es ist nicht nur ein Kommentar, sondern eher ein Werkzeug oder eine Tür zum Verständnis der verborgenen Mechanismen, die uns manipulieren und uns unterbewusst dazu bringen, immer mehr kaufen zu wollen.
Eines der ersten Spiele dieser Art entstand 2013 als Scherz. Anfang August veröffentlichte ein avantgardistischer Spieleentwickler, Orteil (Julien Thiennot), seinen neuesten Prototyp online – Cookie Clicker. Das Konzept war, die Idee eines "Spiels" in seine Grundelemente wie das Klicken zu zerlegen. Der Erfolg von Cookie Clicker übertraf die Erwartungen des Autors (falls er welche hatte) bei weitem und ermöglichte ihm, ein neues Studio zu eröffnen, das sich auf andere Arten von experimentellen Prototypen konzentrierte. Dies scheint der einzige Nutzen zu sein, den Cookie Clicker der Welt gebracht hat. Neun Jahre später können Sie in Ihren App Store gehen und sofort auf eine der Tausenden von Mutationen von Cookie Clicker stoßen. Inkrementelle Spiele, die äußerst beliebt und äußerst einfach (und meist mobil) sind, zielen nur darauf ab, Sie dazu zu bringen, Punkte zu sammeln, indem Sie nichts anderes tun, als zu klicken.
Das ist es. Die einfache Lust am Sammeln basiert auf der Stimulation unseres inneren Belohnungssystems. Aber ist eine Spieler:in nicht mehr als ein Objekt oder eine Laborratte, die mit einem sehr einfachen Belohnungssystem ausgestattet ist? Sie fühlen sich jedes Mal gut, wenn Sie einen neuen Punkt erhalten. Wollen Sie sich besser fühlen? Zahlen Sie 0,99 Euro und erhalten Sie sofort mehr Dopamin. Nun machen Sie schon... Es ist fast kostenlos...
NOT-A-GAME ist ein Metaspiel, das der Definition eines inkrementellen Spiels entsprechen würde – aber mit einer tieferen Bedeutung. Das Szenario ist einfach. Wir erklären der Spieler:in anhand von Verhaltenstheorien, was genau in jedem Moment passiert, in dem sie spielt. Wir ermutigen Spieler:innen, nicht nur über den Mechanismus des Spiels nachzudenken, sondern darüber hinaus: über das Wirtschaftssystem, in dem sie leben, um sich so mehr auf bewussten Konsum konzentrieren zu können. Wir machen das mit der narrativen Ebene des Spiels. Je tiefer man ins Spiel vordringt, desto komplexer werden die Erklärungen. Sie werden die Mechanismen des modernen Marketings und des Kapitalismus selbst aufdecken und dekonstruieren. Es gibt keine finale Belohnung, sondern das Angebot eines „Auswegs“ aus dem Spiel: einen „Gewinne-die-Lotterie“-Button, der Spieler:innen mit Punkten überschwemmt, so dass das Weiterspielen sinnlos wäre – die „Währung“ wird abgewertet und stoppt die Stimulation des Belohnungssystems. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, zusätzliche Punkte mit echtem Geld zu kaufen.
Das Spiel wird in Online-Game-Stores wie dem App Store oder Google Play erhältlich sein. Nie zuvor wurde dort ein kritisches Spiel dieser Art angeboten. Wir wollen niemanden betrügen, wir werden unsere Ziele nicht im Titel und in der Beschreibung des Spiels verstecken, aber die User:innen müssen in einem Bereich interagieren, der für gewöhnliche Spiele und Anwendungen reserviert ist. Dadurch wird unsere Arbeit in der Lage sein, ein authentisches Erlebnis anzubieten.