there is no end to what a living world will demand of you*
07.07.2025

Dieses kuratorische Forschungsprojekt dreht sich um die Fragilität von Realität und Leben. Es untersucht Themen wie den Tod und die Angst vor ihm, den kontinuierlichen Verfall, der zu einem Ende führt, die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und die unhaltbaren Formen kapitalistischen Lebens, die auf den Ruinen zusammenbrechender Infrastrukturen errichtet wurden.

In Auseinandersetzung mit künstlerischen Methoden und Werkzeugen wird das Projekt Künstler:innen dazu animieren, Vorstellungen vom Sterben oder vom Leben durch eine antikapitalistische Linse zu betrachten. In diesem Zusammenhang wird das Leben im Kapitalismus als eine Erfindung verstanden, die in eine Ware verwandelt wird, die durch ihre eigene Interpretation von Wert geprägt ist.
So spielt beispielsweise die Strukturierung der Zeit eine zentrale Rolle bei dieser Umwandlung. Sie erzeugt den Glauben an Fortschritt und Wachstum, der wiederum Gefühle der Angst verstärkt, die unsere Wahrnehmung der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft umfassen. Diese Angst treibt uns dazu, unser Produktionstempo zu erhöhen, oft ohne zu erkennen, dass die von uns geschaffenen Realitäten auf einem fragilen Fundament stehen. Dies bezieht sich insbesondere auf die Vorstellung von der Zukunft als einem Bereich, der von latentem Fortschritt durchdrungen ist und einen kollektiven Drang zum Produzieren, Erreichen, Expandieren und Extrahieren impliziert.
Wenn man die Kunst als ein mächtiges Ausdrucksinstrument betrachtet, das die Grenzen der sprachlichen Strukturierung und die Rationalität der Wissenschaft überwindet, haben Künstler:innen Zeit und Raum, die Verflechtungen aufzudecken und zu artikulieren, die die Menschen trotz ihrer Unterschiede verbinden.
Diese sind in grundlegenden menschlichen Erfahrungen verwurzelt, wie der Angst vor dem Tod, dem Nachlassen der körperlichen Fähigkeiten, dem unumkehrbaren Vergehen der Zeit, der Erschöpfung und dem Verlust der Hoffnung. Obwohl solche Bedingungen universell sind, werden sie im öffentlichen Diskurs oft übersehen oder ignoriert.
Digitale Illustration: Ahmad Darkhabani, 2025.
„Welche Kapazitäten haben der menschliche Körper und die menschliche Psyche, und wie werden diese im Dienste der kapitalistischen Maschine beansprucht?“ Das sind die Fragen, aus denen die Künstler:innen Narrationen und Vorstellungen von einer Welt entwickeln werden, in der wir lernen, die Zerbrechlichkeit unseres eigenen Körpers zu akzeptieren. Sie werden erforschen, welche Arten von Pflegesystemen entstehen könnten, wenn unsere Beziehungen auf der Anerkennung und Akzeptanz der Fähigkeiten und Grenzen des anderen beruhen würden. Darüber hinaus werden die Künstler:innen über den langsamen Prozess des Verfalls bis zum Ende nachdenken und den Tod als eine Kraft betrachten, die den Rhythmus und die Bedeutung des Lebens definiert.
Das kuratorische Forschungsprojekt ist inspiriert von der Thematik des Endes oder des Sterbens in dem Roman White Noise von Don DeLillo (1985). Der Roman fängt die postmoderne Ära des Hyperkonsums ein und stellt zwei Figuren in den Mittelpunkt, die von der Angst verfolgt werden, dass ihr Leben zu Ende geht. Die Wechselwirkung zwischen der Oberflächlichkeit des zeitgenössischen kapitalistischen Lebens und der ständigen Angst, langsam im Tod zu verschwinden, war eine der wichtigsten thematischen Erkundungen in diesem Buch. Die absurde Besessenheit der Figuren, ihre Angst vor dem Sterben zu zügeln, zeigt, wie im kapitalistischen System die Angst selbst zu einer Ware wird, die sie zu frivolen Beschäftigungen treibt.


* Der Titel ist ein Zitat aus Octavia Butlers Roman Die Parabel vom Sämann (1993)